Die Ahnfrau

Das Ölbild der Martha Elisabeth Scheidemantel

Martha Elisabeth Eisenberg geb. Scheidemantel war die Mutter des Ahnherrn Carl Eisenberg aus Datterode und die Großmutter der Stammväter A Carl aus Hesserode, B Friedrich aus Willershausen, C Otto aus Renda, D Wilhelm aus Oetmannshausen und E Christian aus Marburg. Sie wurde am 25.9.1762 in Willershausen geboren und starb dort am 18.1.1820. Johannes Eisenberg, geboren am 19.12.1750 in Archfeld, Pfarrer in Nesselröden, schrieb ihr am 22.Februar 1784 einen Brautbrief: "Meine liebe Jungfer Base" und bat ihre Mutter in einem Begleitbrief um Unterstützung seiner Brautwerbung. Johannes' Liebe wurde erwidert. Wegen der nahen Verwandtschaft des Brautpaares (Andergeschwisterkind *) musste die Heiratserlaubnis vom Konsistorium in Kassel eingeholt werden. Sie wurde nach Bezahlung von 10 Thalern Dispensationsgebühr erteilt. Die Hochzeit fand am 9.6.1784 in Lüderbach statt.

Therese Eisenberg A1, die alles über die Familie aufgeschrieben hat, was sie von ihrem Onkel Wilhelm aus Oetmannshausen D gehört hatte, berichtet über ihre Urgroßmutter: "Deren Bild aus der Kindheit besitzt Onkel Friedrich Eisenberg" B.

Urahnenbild

Das ungerahmte Ölbild war auf dem Dachboden des Willershäuser Bauernhofes abgestellt, die Dorfbuben benutzten es als Zielscheibe für ihre Gummiflitschen, dabei wurde es erheblich beschädigt. Otto Eisenberg B4 hatte das Bild von seinem Vater bekommen und ließ es restaurieren. Beim Ausbessern der Leinwand ging die Signatur des Malers verloren. Um den Schaden zu verbergen, wurden Name und Lebensdaten auf das Ölbild gemalt. Für den Rahmen fehlte das Geld.

Otto gab das Ahnenbild weiter an seinen ältesten Sohn Fritz B41, der ließ es in den 30er Jahren restaurieren und kaufte den jetzigen Rahmen. In einem Brief vom 1.Juli 1899 berichtet Otto seiner Braut Amalie Baum über den Umzug nach Renda, seiner ersten Pfarrstelle, mit Pferdefuhrwerken: "Es war gut, dass wir gleich die Tücher über die Wagen gespannt hatten, sie haben uns gute Dienste geleistet, da wir im Regen fahren mussten. Nur an wenigen Stellen waren einzelne Stücke nass geworden, aber auch nicht viel, nur die alte Urgroßmutter hat es sich gefallen lassen müssen, dass sie tüchtig angefeuchtet wurde".

Es gibt einen Kartenbrief vom 4.Juli 1903 von Otto Eisenberg B4 aus Renda an seinen Bruder Wilhelm B3. Wilhelm aus Amerika war mit Familie bei Eckhardts B5 in Kassel zu Besuch, der Anlass für den Familientag am 3.Juli 1903 in Wilhelmshöhe. Otto schreibt: "Könnt Ihr Euch einmal wegen Restaurierung der Urahne erkundigen? Wir dürfen sie doch nicht länger in ihrem schlechten Zustand verkommen lassen."

In einem Antwortschreiben an Herrn Oberlandesgerichtsrat vom 2.Oktober 1935 wegen gemeinsamer Ahnen Scheidemantel schreibt Otto B4 am Schluss des Briefes: "Vielleicht interessiert es Sie zu hören, dass wir von der Urgroßmutter Martha Elisabeth Eisenberg geb. Scheidemantel ein Ölgemälde besitzen, von dem wir, nach einer kürzlich vorgenommenen Erneuerung des Bildes, Lithographien haben anfertigen lassen, von denen auf einem am 29.Juli in Kassel abgehaltenen Eisenberg-Familientag 30 Stück gekauft worden sind. Der Zeichenlehrer a.D. Breul in Kassel hat sie uns zu je 3 RM geliefert. Er hat noch, soviel ich weiß, 20 Stck. vorrätig. Die Steindruckbilder sind sehr schön geworden." Vielen von uns sind sie bekannt.

In der Ferrimontana Nr. 1 von 1936 ist ein Bericht über den Kasseler Familientag, darin wird erwähnt, dass "ein Bildnis der Ahnfrau, eine wohlgelungene Nachbildung des bekannten Ölbildes, den Raum schmückte." Und in der Nr. 2 heißt es: "Durch das Ölbild aus ihrer Jugend und die von demselben angefertigten Lithographien ist sie uns allen wohl die bekannteste unserer Ahnfrauen geworden."

Wir haben ein "Freundschaftsbuch" von Johannes Eisenberg aus seiner Studentenzeit. Darüber hat Christian Eisenberg D631 in der Ferrimontana Nr.30 von 1991 berichtet. In diesem Buch ist auf Seite 348 ein Eintrag von Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812): "Leben Sie stets glücklich, heiter und zufrieden und seyn Sie mein Freund wie ich der Ihrige August Tischbein, Cassel: 1787."

Bei Entdeckung dieses Eintrags im Stammbuch kam der Gedanke, ob er vielleicht das Bild gemalt haben könnte, Tischbein war zu seiner Zeit ein bedeutender Portraitist. Daraufhin bat Heinz Eckhardt C112 Herrn Dr. Lehmann, den Leiter der Neuen Galerie in Kassel, um seine Meinung. Er schrieb an Erich Eisenberg B43 am 24.3.1984: Ich hatte mitgenommen eine Totalaufnahme und einen Kopf-Ausschnitt, dazu das Freundschaftsbuch. Herr Dr. Lehmann war durchaus interessiert, verneinte aber absolut, dass es sich um ein Gemälde von August Tischbein handele. Die Malweise ist ganz verschieden von der des August Tischbein, von dem auch einige Gemälde in der Neuen Galerie hängen. Wer der wirkliche Maler unseres Bildes gewesen sei, könne man ohne Signatur kaum feststellen."

Gisela Siewert B411 und Jutta Muckenhirn B412 erzählten, dass das Ölbild bei ihnen in Wahlhausen, Großalmerode, Höchst, Hanau und Hattersheim hing und dass ihre Eltern sehr glücklich waren, dass sie es bei der Flucht in den Westen über die Werra und bei allen Umzügen retten konnten. Nach dem Tod ihres Vaters gab ihre Mutter das Bild nach vielen Überlegungen weiter an Erich Eisenberg B43, den Bruder des Vaters, nach Zierenberg.

Im hohen Alter glaubte Erich, die Familie habe kein Interesse an dem Bild. Er bot es dem Landeskirchenamt an, aber es konnte in der Familie bleiben.

Seitdem ist im Gespräch, ob das Bild dem Eisenberg'schen Nachfahrenverband gehört. Erich Eisenberg hat es seinem Enkel Peter Eisenberg B4321 überlassen. Peter ist vom Nachfahrenverband gebeten worden, das Bild nicht zu veräußern, dem Nachfahrenverband zu erhalten und dafür Sorge zu tragen, dass es im Familienbesitz in Eisenbergscher Nachfolge bleibt. Zur Zeit hängt das Bild in Bad Wildungen in Peters Elternhaus.

Elisabeth Kolmar B442 in Ferrimontana Nr.38, 1999

* Andergeschwisterkind: Martha Elisabeth war die Tochter seiner Kusine.